Herbert Böttger

1898 Krefeld – 1954 Büderich

Blumen im Tonkrug

Öl /Leinwand     44,5 x 38,5 cm

Monogrammiert

Datiert: 1932

Verkauft

Herbert Böttger wurde 1898 in Krefeld geboren. Nach dem Ersten Weltkrieg studierte er an der Kunstgewerbeschule Krefeld und danach bis 1925 an der Düsseldorfer Kunstakademie, ab 1925 arbeitete er als freier Maler. Er ist ein Hauptvertreter der Malerei der Neuen Sachlichkeit, die in Deutschland in den 1920er/30er Jahren eine maßgebliche Stilrichtung darstellte. Während ein Maler wie Otto Dix die Neue Sachlichkeit zur Auseinandersetzung mit sozialkritischen Themen der Zeit einsetzte, vertritt Böttger die Gegenposition. In seinen Bildern dominieren Abschilderungen regloser Sachen, besonders Landschaft und, noch wichtiger für ihn, das Stillleben. Dabei bedienten sich Böttger wie andere Maler dieser Richtung einer altmeisterlichen Malweise und bezogen sich vielfach, wenn auch unausgesprochen, auf Meister der deutschen Renaissance. Böttgers Feldblumenstrauß, eines seiner Lieblingsmotive, hat sein großes Vorbild in Vegetationsbildern von Albrecht Dürer, v. a. in den Aquarellen „Akelei“ und „Großes Rasenstück“ (beide Albertina Wien). Während Dürer seine Arbeiten als naturwissenschaftliche Entdeckungsreisen betrachtete, ging es Böttger um eine Verabsolutierung der empirischen Wirklichkeit unter Verzicht auf eine höhere Bedeutung oder speziellen Erkenntnisgewinn. Die Malerei geht von der oberflächlichen Erscheinung der Bildmotive aus, die nicht durchdrungen oder analysiert wird, sondern als absolute und sich selbst genügende Erscheinung wiedergegeben wird. Atmosphärische Einbindungen oder durch Lichtführung gebildeter Raum werden negiert. Während der Tonkrug noch eine angedeutete Licht-Schatten-Modulation zur Erzeugung von Räumlichkeit aufweist und sogar einen leichten Schatten auf die Tischplatte wirft, ist eine natürliche Lichtsituation im Bereich der Blumen weitgehend aufgehoben. Das Licht scheint von allen Seiten die Blüten gleichmäßig zu umfassen, es hat keine Richtung. Es erscheint so, als leuchteten die Blumen in ihren natürlichen Farben von innen heraus. Ihre überreale Präsenz wirkt bereits surrealistisch und wird in ihrer Eindringlichkeit noch gesteigert durch den Kontrast der heruntergefallenen Blätter und Stengel und das etwas aufgeworfene Brokatdeckchen. Während in dieser Zone Zeit, Verfall und Lebendigkeit erkennbar sind, ist der Blumenstrauß selbst den Kategorien der Alltagserfahrung enthoben.