Andreas Achenbach

1815 Kassel – 1910 Düsseldorf

Wassermühle im Mondschein

Öl /Leinwand     44 x 65 cm

Signiert und datiert: (18)79

Verkauft

Wassermühlen bilden ein eigenes Kapitel im Oeuvre von Andreas Achenbach. Während in den meisten Werken die Einbettung der Mühle in die umgebende Natur und das strömende Wasser Anlass einer romantischen Bildstimmung geben, begegnet man hier dem seltenen Fall einer atmosphärischen Einbindung der Mühle in die Landschaft. Das geschieht durch die Gestaltung als nächtliche Vollmondszene. Die Verbindung von Mondscheinlandschaft, die sonst auch häufiger von Achenbach gemalt wurde, mit dem Mühlengenre ist selten. Sie führt zu ebenjener Umkehrung der Gewichtung: Die Mühle ist nicht wie sonst als menschliche Zutat in den Naturraum und Ausdruck von Geschäftigkeit und Nutzbarmachung der Naturkräfte herausgestellt, sondern sie geht vielmehr im monochromen grau-braunen Bildraum auf, ist kaum mehr als eigene Einheit zu erkennen, sie wird schließlich Teil der geheimnisvollen Nacht. Die Mühlenräder stehen still, die einsame Gestalt auf der Brüstung ist der Aktivität enthoben und wird zur Kontemplationsfigur im Sinne Caspar David Friedrichs.

Seit den 1850er Jahren beschäftigte sich Andreas Achenbach mit Wassermühlen. Unter den mehreren Dutzend Mühlenbildern, die über die Jahre entstanden, finden sich keine Wiederholungen. Der Künstler schuf ein gemaltes Repertoire früher Industriearchitektur besonders in seiner Heimat. Gezielt suchte er Objekte, die nicht nur naturräumlich stimmungsvoll gelegen waren, sondern die auch technisch interessant waren. So ist auf nebenstehendem Gemälde eine zweirädrige Mühle zu sehen. Angesichts dieses unverkennbaren dokumentarischen Gedankens überrascht es, dass Achenbach die Bilder nicht mit Titeln versah, die eine Lokalisierung der Mühle ermöglichte. Niemals finden sich auf den Gemälden selbst oder in zeitgenössischen Ausstellungskatalogen solche konkreten Angaben. So kommt es, dass diese Bilder bis heute stets nur allgemeine Titel wie „Westfälische Mühle“ oder „Mühle am Gebirgsbach“ tragen, während die Identifizierung einzelner Mühlen nur in seltenen Ausnahmefällen nachträglich durch Zufall gelingt. Hier scheint es jedoch immerhin so zu sein, dass dieselbe Mühle, nur aus anderer Perspektive und bei Tag, auf einem Bild aus dem Jahr 1878 zu sehen ist, das 2013 bei Lempertz in Köln versteigert wurde (Abb. Sammler Journal Dezember 2013, S. 31).